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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 10/2017

13.Oktober: Schwarzer Freitag für H&M
von Jessica Reissner

Die Initiative aktion./.arbeitsunrecht ruft für Freitag, den 13.Oktober, zum bundesweiten Protest auf.

Das Online-Voting, in dem das Ziel dieses Schwarzen Freitags ermittelt wurde, endete mit einer Aufholjagd. Lange Zeit lag das Deutsche Rote Kreuz (DRK) vorne. Erst in den letzten Tagen büßte der halbstaatliche Hilfegigant, der an vielen Stellen Lohndumping und Betriebsratsbehinderung betreibt, seinen Vorsprung ein. Das DRK setzt im Kreis Oberlahn dabei sogar auf Rechtsanwalt Peter Wallisch, einen medienbekannten Dienstleister unter den Union Busting Rechtsanwälten.

Der ebenfalls abgeschlagene Mercedes-Zulieferer Rotec brach einen Rekord: Noch nie bekam ein Kandidat mehr Stimmen, als er Personen beschäftigt. Das zeigt, wie groß die Unterstützung für die bedrängten Betriebsratsmitglieder bei Rotec in Hermaringen ist. Union Busting, die systematische Behinderung von Betriebsratsarbeit, ist bei allen Kandidaten Thema.

Bei H&M stehen aktuell gleich drei Betriebsratsmitglieder unter Beschuss: in Tübingen, Bad Godesberg und Leverkusen, zwei der aktuell Betroffenen sind auch Mitglieder des Gesamtbetriebsrats. Die von der Großkanzlei DLA Piper konzertierten Angriffe zielen auf die Zermürbung Einzelner, die Zersetzung des Zusammenhalts in den Betriebsratsgremien und die Einschüchterung der Belegschaft.

Die H&M-Belegschaft braucht jedoch nichts dringender als konfliktbereite Betriebsräte, die der Willkür der Personalleitungen Grenzen setzen. Die Beschäftigten klagen über Kettenbefristungen, unfreiwillige Teilzeitarbeit und Flex-Verträge, die den Beschäftigten keine sicheren Arbeitszeiten und kein verlässliches Einkommen garantieren.

Der jüngste Klopper: Nach Gewerkschaftsangaben soll ein Zentrallager in Großostheim (Kreis Aschaffenburg) mit 344 Beschäftigten von der Schließung bedroht sein. Dort ist seit Jahren ein Betriebsrat aktiv, der dem Management ein Dorn im Auge ist. Auch die Median-Kliniken GmbH, die im Mittelpunkt des vorhergehenden Schwarzen Freitags am 13.Januar 2017 standen, hatten eine ganze Klinik geschlossen, um den dortigen Betriebsrat kalt zu stellen und eine Streikhochburg zu schleifen.

Die aktion /.arbeitsunrecht veranstaltet den Aktionstag gegen Horrorjobs und Fertigmacher bereits zum fünften Mal. Sie möchte Freitag, den 13., langfristig als Widerstandstag gegen ausbeuterische und undemokratische Arbeitsverhältnisse etablieren. Ziel ist, das Image von Unternehmen zurechtzurücken und die Bereitschaft zu lokaler Solidarität und Gegenwehr zu stärken.

Der Aktionstag möchte als Plattform genutzt werden, um die Arbeitsverhältnisse entlang der H&M-Wertschöpfungskette zu thematisieren. Aktivisten können aber auch lokale Konflikte in den Fokus rücken, die bisher vielleicht noch keine überregionale Öffentlichkeit hatten.

 

Die aktion./.arbeitsunrecht bietet Unterstützung bei der Planung, Öffentlichkeitsarbeit und Vernetzung mit weiteren Aktiven vor Ort:

Tel. (0221) 88869002, aktion@arbeitsunrecht.de.

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