Klimaschutz ist Klassenkampf
von Gerhard Klas
Es ist ja nicht so, als hätte es niemand vermutet: Reiche tragen mehr zur Klimakatastrophe bei als Arme. Das World Inequality Lab, angesiedelt bei der Ecole d’Economie in Paris, hat nun erstmals in seinem Jahresreport die ökonomische Vermögens- und Einkommensungleichheit mit dem CO2-Ausstoß ins Verhältnis gesetzt. Der erste Report war 2018 erschienen, unter anderem editiert vom Ungleichheitsforscher Thomas Piketty.
Fest steht demnach: Global emittieren Superreiche pro Kopf tausendmal so viel wie der Rest der Bevölkerung – eingerechnet die Investitionen, die sie mit ihren Vermögen tätigen. Und auch länderspezifische Ergebnisse präsentiert der Report: In den letzten Jahrzehnten haben arme Deutsche deutlich mehr CO2 eingespart als Reiche. Interessant sind auch die Sektoren, zwischen denen die Autor:innen differenzieren: Der CO2-Ausstoß durch Ernährung weist unabhängig vom Einkommen nur wenig Unterschiede auf. Besonders ausgeprägt sind die Unterschiede jedoch bei Wohnen, Gesundheit und Bildung, Kleidung, Freizeit und Dienstleistungen. Die extremsten Unterschiede zwischen den Einkommensgruppen gibt es bei Flug- und Urlaubsreisen.
Die öffentlich diskutierten Schritte dagegen heißen Klimasteuer oder Vielfliegersteuer. Auch das von den Grünen favorisierte, aber in der Ampel wohl kaum durchsetzbare Klimageld – hohe Abgaben auf Energieverbrauch, die dann an die gesamte Bevölkerung verteilt werden sollen – gehören dazu. Sollten diese Vorschläge jemals Realität werden, dürfte es im besten Fall einige Umverteilungs- und Steuerungseffekte geben. Fraglich bleibt, ob Umfang und Geschwindigkeit ausreichen, um die Klimakatastrophe tatsächlich stoppen zu können.
Eigentlich sind die Ergebnisse des Reports eine Steilvorlage für ganz andere Schritte. Es ist an der Zeit, den Konzernvorständen und sonstigen Profiteuren Paroli zu bieten und planwirtschaftliche Ideen in die Praxis umzusetzen. Die Forderungen sind längst in der Debatte, auf der Straße und in einzelnen Betrieben: z.B. die Vergesellschaftung der Energieversorgung und die Konversion der Autoindustrie für eine verkehrspolitische Wende. Die politischen Kräfte, die sich dafür einsetzen, sind noch sehr überschaubar. Sie müssen bald stärker werden, um der Zerstörung der Welt durch die Reichen ein Ende setzen zu können.
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