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PDF Version Artikellink per Mail  | Soz Nr. 02/2010
Kampf um Amazonien. Regie: Martin Keßler
von Angela Huemer

Die wichtigste Stromquelle Brasiliens ist die Wasserkraft. Nun plant die Regierung ein Riesenkraftwerk, Belo Monte, mitten in Amazonien. Es soll der größte Staudamm Brasiliens werden, 10.000 Quadratkilometer Urwald sollen darin versinken.
Dagegen regt sich Widerstand. Der Regisseur und Kameramann Martin Keßler führt zum Weltsozialforum in Belem, Brasilien, Anfang 2009. Besonders zahlreich sind Indios zum Sozialforum gekommen. Der Grund: Sie erhoffen sich weltweite Unterstützung im Kampf gegen den Riesenstaudamm.
Martin Keßler führt uns an den Fluss Xingu, an dem das Bauwerk errichtet werden soll. Die Ureinwohner fürchten um ihre Lebensgrundlagen. Sie selbst nutzen den Urwald für ihre Landwirtschaft und fügen sich dabei so weit es geht, in ihre Umwelt ein. Wir sehen die Stadt Tucurui, wo Mitte der 80er Jahre das zweitgrößte Wasserkraftwerk Brasiliens errichtet wurde. Die Stadt ist zweigeteilt: Die Bewohner, die durch den Damm ihre Lebensgrundlage verloren - vor allem die Fischer - und die Arbeiter, die damals den Damm bauten und dann hier blieben, obwohl es seither kaum mehr Arbeit gibt, leben in bitterer Armut. Im sauberen, reiches Stadtviertel leben die Kraftwerksingenieure. Im Gegensatz zu den Menschen im Elendsviertel beziehen sie den Strom gratis. 20000 Menschen wurden damals umgesiedelt, die meisten erhielten keine Entschädigung. Der Staudamm trägt zudem zur Klimaerwärmung bei: die Wälder wurden vor dem Bau nicht gerodet - nun verrotten sie unterhalb des Stausees, wodurch Methangas freigesetzt wird.
Martin Keßlers Grundthema ist die Globalisierung. Der Amazonas ist nicht nur «die» grüne Lunge der Welt; der Strom, der durch die Megakraftwerke produziert wird, kommt zu großen Teilen multinationalen Konzernen, der Aluminiumproduktion, zugute. Eine schöne Szene im Film ist das Treffen der Aluminiumarbeiter aus Europa und Brasilien auf dem Sozialforum. Auch das ist Globalisierung, nämlich Vernetzung von unten gegen fehlgeleitete Entwicklungen.
Wir sehen auch die Stadt Altamira, die vom Bau des Staudamms betroffen wäre. Viele Bewohner sind für den Bau, weil sie sich Aufschwung erhoffen. Doch viele sehen, dass der nur kurz währen und die Struktur der Stadt zerstören würde. Ein wichtiger Mitstreiter im Kampf gegen den Megastaudamm ist die katholische Indianermission CIMI. Die katholische Kirche betreibt einen lokalen Fernsehsender in Altamira, hier sind die verheißungsvollen Werbespots für «saubere» Energie der Regierung nicht zu sehen.
Auch Regierungschef Lula kommt zum Sozialforum in Belem. Sein Standpunkt steht fest: Amazonien ist Teil Brasiliens und er ist sich mit seinem Planungsminister Mangabeira Unger einig: «Wir können Amazonien doch nicht in einen Park verwandeln, nur weil die Menschen in Europa Angst vor globaler Erwärmung haben» - und setzt auf Wasserkraft und Biosprit.
Martin Keßler schafft es, den Zuseher zu leiten und ihm die Komplexität des Themas nahe zu bringen. Einzig gegen Ende des Films konzentriert er sich zu sehr auf das Sozialforum - darüber würden wir gerne einen eigenen Film sehen.

Vorführtermine des Films können unter termine@neuewut.de vereinbart werden.
DVDs sind für 24,90 Euro bzw. 14,90 Euro unter bestellung@neuewut.de erhältlich.
Informationen:
www.neuewut.de.

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