Aus der ›Komfortzone holen‹
von Rolf Euler
Der FDP-Landesvorsitzende aus NRW, Henning Höne, wurde am 10.Dezember, in der vorweihnachtlichen Stimmung, in Zeitungen mit der Aussage zitiert, er wolle »unbequeme Veränderungen« und Menschen »aus der Komfortzone holen« zum Wahlkampfthema machen.
Auf einer anderen Zeitungsseite am selben Tag wurden die Zustände in den Unterkünften für Wohnungslose kritisch betrachtet: »hochproblematisch« wegen Mehrbettzimmern ohne Privatsphäre, Angst und Konflikte auf kleinem Raum, zu wenige Unterkünfte für diese Menschen, von denen dann viele auf der Straße übernachteten, notdürftig von Hilfsorganisationen betreut.
Da gäbe es doch eine Lösung für den FDP-Vorschlag – wenn auch nicht ganz so, wie es sich Herr Höne vorstellt. Wie wäre es, die Menschen in den Villenvierteln von sagen wir Düsseldorf, Blankenese, Wiesbaden, München »aus ihrer Komfortzone zu holen« und die freiwerdenden Häuser und Wohnungen an Bedürftige ohne festen Wohnsitz zu verteilen? »Housing first«, wie das der Verein Fifty-Fifty in Düsseldorf nennt, der die gleichnamige Obdachlosenzeitung herausgibt.
Das wäre für die reichen Betroffenen möglicherweise eine unbequeme Veränderung, für die armen Betroffenen aber sicher eine gute Veränderung.
Die FDP möchte natürlich die »unbequemen Veränderungen« denjenigen zumuten, die aufgrund von Sozialhilfe oder Wohngeld oder als Niedriglöhner vom Staat unterstützt werden müssen. Welche »Komfortzone« soll dann eigentlich gemeint sein? Oder sind die Arbeitenden in den Betrieben gemeint, in denen Tausende von Stellen abgebaut werden sollen?
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