telegraph, Nr.143/144, www.telegraph.cc
von Rolf Euler
Der telegraph bekommt drei Sterne für seine Kontinuität, seine Widerborstigkeit und sein anarchisches Dauerfeuer auf unhaltbare Zustände. Gegründet noch zu DDR-Zeiten, hält er sich als oppositionelles Zeitschriftenprojekt in Berlin außerhalb jeder »Linie«, zwischen manchen Stühlen. Und immer mit einem großen Teil von Gedichten, Sprüchen, Rezensionen zu alternativen Musik- und Bucherscheinungen.
Diese kleine Rezension kann die Fülle der telegraph-Geschichte und ihrer Artikel sicher nur unzureichend enthalten, also kurz:
Der Nachruf auf den Dichter und Mitherausgeber Bert Papenfuß zeigt noch einmal die Geschichte von nach wie vor wirkenden Oppositionellen, die sich schon in DDR-Zeiten nicht anpassen wollten, die den Westen so, wie er überkam, nicht wollten, und die konsequent an ihrer Rolle als Mahner, Rufende, Außenseiter und Dichtende festhalten.
Die neue Ausgabe richtet sich vor allem gegen Krieg und Kriegsgeschrei. »Kein Dienst für Deutschland«, was macht die Bundeswehr im Pazifik, gegen den aktuellen Rechtsruck in der Mitte der Gesellschaft – so kommen die Themen aktuell daher. Umgeben von Bildern des Grauens aus dem Ersten Weltkrieg von Otto Dix, die kaum eindrücklicher sein könnten, und deren Wiederholung in der Ukraine, in Gaza, im Jemen oder wo immer die Waffen sprechen, man sich vorstellen muss.
Und dann geht es natürlich um die in 2024 angebahnte Aufstockung von Kriegshaushalt, den Wehrdienstvorläufer, Pistoriusäußerungen zu »Wehrhaftigkeit«. Das alles wurde noch vor dem Scheitern der Ampel, vor den Wahlen von Trump geschrieben und erzeugt doch Wirkung durch genaue Kritik an diesen Entwicklungen.
Die historische Übersicht zu »Russland als Angstgegner« von Lutz Greisinger schließt ein bisschen deutlicher die lange Vorgeschichte des Ukrainekriegs auf, ohne im geringsten als »Putin-Versteher« zu landen.
Ein ausführlicher Artikel zum »Leben der Anderen« – gemeint sind die Tiere des Planeten – beschäftigt sich mit den Gesamtzusammenhängen des Lebens auf der Erde – ein Thema, das breite Aufmerksamkeit in politischen Zeitschriften bisher eher vermissen ließ.
Der telegraph endet mit und öffnet die Sicht mit Gedichten verschiedener Autoren, deren Vielfalt und Ausdrucksstärke einladen: dringend abonnieren!
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