Gisela Notz (Hrsg.): August Bebel oder: Der revolutionäre Sozialdemokrat. Berlin: Dietz, 2023. 190 S., 12 Euro
von hgm
In der Reihe »Biografische Miniaturen« des Berliner Dietz-Verlags ist nun auch ein Band über August Bebel (1840–1913) erschienen.
Die Herausgeberin, die Sozialwissenschaftlerin und feministische Aktivistin Gisela Notz, schildert den Lebensweg des maßgeblichen Gründers der deutschen Sozialdemokratie der zweiten Hälfte des vorletzten Jahrhunderts im Zusammenhang mit der Entwicklung der organisierten deutschen Arbeiterbewegung – von ihren Anfängen in der Zeit vor 1848 über die Gründung der ersten Partei auf marxistischer Grundlage und der Auseinandersetzung mit Lassalle bis zur Entwicklung zu einer Massenpartei der Arbeiterklasse, der SPD, nach der Aufhebung der Sozialistengesetze 1890.
In ihrer 65seitigen einleitenden Biografie beschreibt die Autorin anschaulich, wie sich Bebel in den 1860er Jahren von einem Vertreter der eher liberalen Arbeitervereinsbewegung zu einem Verfechter der politischen Unabhängigkeit der Arbeiterklasse wandelte. Eine wesentliche Rolle spielte dabei der durch seinen Mitstreiter Wilhelm Liebknecht vermittelte Einfluss von Marx und Engels und der 1864 gegründeten I.Internationale. Ein wichtiges Ergebnis dieser Entwicklung war die 1869 gegründete Sozialdemokratische Arbeiterpartei (SDAP), die der politischen Linie des Marxismus folgte.
Weitere Schwerpunkte sind Bebels Beiträge zu Programmatik und Praxis der damaligen Sozialdemokratie: sein Antimilitarismus, seine Haltung zur Kolonialfrage und natürlich zur Emanzipation der Frauen, u.a. durch sein Hauptwerk Die Frau und der Sozialismus.
Dabei würdigt Notz auch Bebels Frau Julie Bebel, geb. Otto, die schon vor ihrer Bekanntschaft mit August Bebel mit der sozialistischen Idee sympathisierte. Unter dem Sozialistengesetz leitete sie zeitweise das Sekretariat der Partei: »Sie war weit mehr als ›die Frau an seiner Seite‹.«
Der Band wird ergänzt durch weitere Texte von und über August Bebel, eine Zeittafel, ein Literaturverzeichnis und ein kommentierendes Personenregister. Er ist daher sehr gut für Leser:innen ohne besondere Vorkenntnisse geeignet.
Das Buch verdeutlicht die gewaltige Kluft, die Bebel und die Sozialdemokratie des vorletzten Jahrhunderts nicht nur von der aktuellen ›Stahlhelm-Partei Deutschlands‹ (SPD), sondern auch von großen (und maßgeblichen) Teilen der Partei Die LINKE trennt.
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