von Horst Hilse
Etwa 300 Kollegen waren am 7.11. aus Belgien nach Köln angereist, um gegen die Schließung ihres Werks in Genk zu protestieren. Ihr Ziel war die Störung einer Sitzung, wo es um die Schließung gehen sollte.
Vor dem Tor 3 entzündeten sie ein kleines Feuer und hatten Büchsen mit Knallkörpern, wie es bei Arbeiterprotesten in Frankreich und Belgien üblicherweise die Regel ist. Als die Werksfeuerwehr ausrückte, zogen sie durch das Tor, um die deutschen Kollegen zur Solidarität aufzufordern. Die mittlerweile alarmierte Polizei drängte die Kollegen zum Tor zurück und kesselte sie ein. Gegenüber der Presse wurde behauptet, zwei Polizisten seien verletzt worden. Es stellte sich heraus, dass zwei Polizisten wegen eines Taubheitsgefühls auf den Ohren nach dem Knallkörpereffekt ins Krankenhaus gefahren waren. Die Presse griff das gierig auf, und schnell war auch von zerbrochenen Scheiben die Rede. Zwei Werkschutzleute, mit denen wir redeten, konnten das jedoch nicht bestätigen.
Diese Vorkommnisse genügten, um einen Großeinsatz der Polizei auszulösen, die mit weit über hundert Fahrzeugen anrückte und die belgischen Kollegen von der deutschen Belegschaft abschirmte. Bei nasskaltem Wetter mit Nieselregen wurden die belgischen Kollegen über drei Stunden vor dem Tor eingekesselt und mit einem dreifachen Polizeiring umgeben, um jegliche Solidarisierung zu verhindern. Deutsche Kollegen standen mit einer schnell herbeigeholten IG-Metall-Fahne hinter dem Zaun und mussten hilflos mit anschauen, wie ihre belgischen Kollegen wie Schwerverbrecher, jeweils von zwei Polizeibeamten eskortiert, zu einem 30 Meter entfernten Verhörwagen gebracht und dort abfotografiert wurden. Danach wurden sie einzeln zu ihren Bussen gebracht.
Am Tag danach gab es eine kleine Kundgebung der Kölner Kollegen im Werk unter dem Motto «Wir sind alle Belgier!».
Sicherlich dient dieser völlig unverhältnismässige Polizeieinsatz auch der Einschüchterung der Metaller bei Ford-Köln. Die IG Metall hatte zwei Tage zuvor im Werk einen Aufruf zur Solidarität mit den belgischen Kollegen verteilt.
Darin heißt es: «Statt Europa kaputt zu sparen, brauchen wir solidarische Krisenlösungen und ein Programm für Wachstum und Beschäftigung. Arbeitnehmerrechte und Tarifautonomie dürfen in Europa nicht ausgehöhlt werden. Wir brauchen mehr Mitbestimmung in Europa für Arbeitnehmer und das europäische Parlament. Wir brauchen eine durchgreifende Regulierung der Finanzmärkte, und die Verursacher der Krise müssen für die Krise zahlen … General Motors/Opel, FIAT, Peugeot und Ford planen Werksschließungen ... Die IG Metall Köln/Leverkusen ruft alle Kolleginnen und Kollegen der IG Metall Köln/Leverkusen zur Beteiligung am ‹Marsch für die Zukunft› am 11.11.2012 in Genk auf.»
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